Fünf Jungendliche durch eine Panzerfaust getötet
(Wallfahrt nach Maria Stock 1. 5. 2019 und Denkmalweihe Langgrün)

 

Das nicht mehr existente Dorf Langgrün/Dlouhá bei Buchau/Bochov erlebte am 1. Mai 2019 eine ganz besondere Feierstunde. Der „Verein für Dokumentation und Erneuerung der Denkmäler um Karlsbad“ nahm sich schon im Jahr 2017 des zerstörten Kriegerdenkmals im erloschenen Dorf Langgrün an. Unter der Führung vom Vorsitzenden dieses Vereines, Jaroslav Vyčichlo, wurden Gespräche mit dem Vorstand des Truppenübungsplatzes Hradiště, Oberstleutnant Petr Vašíček, aufgenommen, sowie mit den Vertriebenen Langgrünern, an der Spitze mit Josef Pilz. Am 1. Mai wurde das komplette Denkmal durch P. Vladimír Müller neu eigeweiht.

Das Dorf Langgrün hatte im Jahre 1945 um die 800 Bewohner. Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung und der nur kurz dauernden Nachbesiedlung von Tschechen wurde es im Jahre 1953 Teil des größten Truppenübungsplatzes in Tschechien Hradiště/Höfen. Heute kann man von diesen Dorf nur Umrisse von Häusern finden und den mit Steinen ausgelegten Bachlauf des Lammitzbaches. Am 19. September 1920 wurde auf dem Hügel Heinberg ein Denkmal für 45 Opfer des Ersten Weltkrieges eingeweiht. Geschaffen wurde es vom Bildhauer Josef Böhm aus Hermannsdorf b. Tepl. Nach 1945 wurde das Denkmal umgeworfen und die Steinplatten durch Partisanen zerschlagen. Scheinbar nur Dank der Tatsache, dass die Gegend Militärsperrgebiet war, lagen die Teile des Denkmals bis 2017 noch an der Stelle und sind nicht anderweitig verwendet worden.

Vorbildliche Zusammenarbeit

Auf Initiative vom „Verein für Dokumentation und Erneuerung der Denkmäler um Karlsbad“ kam es zu Gesprächen zwischen diesem Verein, der Militärverwaltung und den vertriebenen Egerländern aus Langgrün. Am 1. Mai 2019 war es soweit: am erneuerten Kriegerdenkmal, welches vom Restaurator Micha Durdis repariert wurde, versammelten sich etwa 20 Menschen: neben den Vertretern des Vereines, wie z.B. Jaroslav Vyčichlo oder Miloš Bělohlávek, auch der  Vorstand des Truppenübungsplatzes, Hradiště Oberstleutnant Petr Vašíček, sowie deutsche Langgrüner und drei Vertreter des „Bundes der Deutschen in Böhmen“ aus Netschetin, die mit dem Vorsitzenden Måla Richard Šulko an der Spitze und mit der Vereinsfahne anreisten. Miloš Bělohlávek sagte in seiner Ansprache: „Dieses Denkmal ist das letzte, was von diesem großen Dorf übrigblieb. Es erinnert nicht nur an die Gefallenen und Vermissten, es erinnert auch an hunderte Menschen, die hier lebten und leider auch die Tragödie derer, die dieses Dorf verlassen mussten. Solange wir diese Menschen in Erinnerung haben werden, wird das Dorf Langgrün leben“. 

Hier wurden sie tödlich verletzt

Nach der Weihe, bei der kein Auge trocken bleib, als das Solo „Ich hatte einen Kameraden“ erklang, machte sich die Gruppe auf den Weg zum Plesselberg. An der Stelle, wo am 9. Mai 1945 fünf Jugendliche tödlich verunglückt waren blieben alle stehen: Richard Šulko las den Bericht über das Geschehnis, welches der Zeitzeuge Josef Pilz zusammengefasst hatte: „Am 9. Mai 1945 am späten Nachmittag fanden 5 Buben eine Panzerfaust. Durch das Berühren mit einem Stock an dem Zünder explodierte dieser Blindgänger und alle 5 Jugendliche kamen ums Leben. Es war entsetzlich: dem einen riss es die  Arme weg, den anderen die Beine und Augen. Drei waren sofort tot, die anderen zwei lebten noch einen Tag.

Die Namen der Kinder:

Alois Nürnberger aus dem Haus Nr. 111, Alter 12 Jahre

Anton Langhammer aus dem Haus Nr. 19, Alter 13 Jahre

Richard Wolf aus dem Haus Nr. 131, Alter 10 Jahre

Adolf Richter aus dem Dorf Nr. 74, Alter 11 Jahre

Ewald Wölflik aus dem Haus Nr. 71, Alter 11 Jahre.“

Nach dem Gebet zerstreute Frau Helene Pilz an der Stelle rosa Rosen. Wieder eine bewegende Stunde, an der alle an die unschuldigen Opfer der Kriege gedachten. Damit wurde ein sehr gefühlsreicher Nachmittag beendet, der noch sehr lange im Gedächtnis der Teilnehmer bleiben wird.

96 Pilger in Maria Stock

Am Vormittag des 1. Mai begrüßte Maria Stock die Pilger mit Kälte und Regen. Während des Rosenkranzes, welchen zweisprachig Olga Hejhalová und Richard Šulko beteten, kamen 96 Pilger! Die Hl. Messe, welche vom Abt des Prämonstratenser Stiften in Tepl, P. Zdeněk Filip Lobkowicz, OPraem, geführt wurde, wurde durch zwei Trachtenträger und die Vereinsfahne verschönert. Als zweiter Priester kam der unermüdliche Prager P. Ing. Mgr. Vladimír Slámečka, Ph.D. Als Ministranten halfen auch Richard Šulko jun. und Richard Šulko, d. jüngste. mit.  Musikalische Umrahmung besorgte Terezie Jindřichová, Vorsitzende des Pilsner Vereines der Deutschen. Nach dem Gottesdienst versammelten sich die Pilger vor dem Gotteshaus und genossen Würste, Kaffee und Kuchen. Kollekte: 4791 Kč, 53,30 EUR. Vagelt´s Gott auch den „Putzkräften“, die die Kirche am Dienstag vorbereitet hatten: Jiří Schierl mit seiner Frau Lenka, Elfriede Šulko und Irene Šulková!

Måla Richard Šulko