Wenn der Goethe die verbliebenen Egerländer trifft
26. Wandernde Egerländer Musikanten 20. Juli 2019

Dank der Zuwendung vom tschechischen Kulturministerium,  dem Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds und der Gemeinde Netschetin konnte der Bund der Deutschen in Böhmen, e.V. zum 26. Jahr der Wandernden Egerländer Musikanten am 20. Juli 2019 einladen. Neben dem Hauptkonzert im Franzensbader Casino präsentierte sich der Verein der verbliebenen Egerländer aus Plachtin b. Netschetin auch auf der Burg Seeberg, wo das Treffen von J.W. von Goethe und J.S. Grüner inszeniert wurde.

 

Die Zusammenarbeit des deutschen Vereines mit den Museen im Bezirk Karlsbad ist sehr gut. Das bewies wieder die Einladung zu einem historischen Wochenende auf die Burg Seeberg (Ostroh) bei Franzensbad. Franzensbader Museumsdirektor Štěpán Karel Odstrčil veranstaltete den ganzen Tag ein reichhaltiges Programm: neben dem Jahrmarkt mit vielen Köstlichkeiten und Handwerkern konnte man auch musikalische Darbietungen genießen: neben den Egerländer Volksliedern und Volkstänzen, welche von den Målaboum, bzw. Die Målas präsentiert wurden, hörte man auch Kammermusik und böhmische Volksmusik, die die Pilsner Gruppe MLS brachte. Der Höhepunkt war die inszenierte Begegnung zwischen Johann Wolfgang von Goethe und seinem Freund Magistratsrat J. S. Grüner, die auf der Burg Seeberg im Jahre 1822 stattfand.

 

Böhmische Blasmusik und Zitherspiel

Die Schauspieler vom Egerer Museum, welche die zwei großen Persönlichkeiten darstellten, genossen die Aufgabe, das Treffen der Beiden darstellen zu können. „Lieber Freund, du hast mir ja versprochen, dass ich eine ursprüngliche Egerländer Kultur erleben werde, du weißt ja, wie ich sie liebe“, sagte Goethe zur Grüner. Der war aber darauf vorbereitet: „Wir haben für dich eine echte Egerländer Familie vorbereitet, die dir paar Egerländer Volkslieder singen wird und dazu den Egerländer Volkstanz   ´Howansook´ zeigen wird“! Da kam die Stunde für die Gruppe Die Målas und das Duo Målaboum! Direkt vor den Augen Goethes tanzten sie und sangen. Und der Meister genoss die Vorstellung und trank Kaffee dazu. Die Gruppe hatte es aber eilig, weil sie am Abend noch ihre Verpflichtungen im Gesellschaftsaal des Casinos in Franzensbad erfüllen musste: das größte Projekt im Jahr stand bevor: die 26. Wandernden Egerländer Musikanten.

 

Karel Vacek und Anton Günther

Die Hauptgruppe war diesmal die Graslitzer Blaskapelle Horalka mit ihrem Kapellmeister Josef Novotný. Den Gesang besorgten Péťa Botlíková und Saša Rangl. Durchs Programm führte zweisprachig der Måla Richard. In mehreren Blöcken wechselte die böhmische Blasmusik, die auch einige Lieder in Deutsch darbot, mit dem Duo Målaboum und der Egerländer Volkstanzgruppe Die Målas. Neben böhmischen Autoren wie Karel Vacek, Václav Bláha oder Ladislav Kubeš konnten die Zuschauer Egerländer Volkslieder oder Erzgebirgslieder vom Anton Günther hören. Die Egerländer Volkstanzgruppe, die diesmal mit kleinen Kindern auftrat brachte zwei Volkstänze mit nach Franzensbad: Da Howansook und die Zigeunerpolka. Nach dem eineinhalbstündigen Programm kam großer Beifall und beim Verlassen des Saales sagten mehrere, meist deutsche Gäste: „Macht weiter so…“. Das war die höchste Auszeichnung für die ehrenamtliche Arbeit für den Erhalt des Deutschtums in Westböhmen und zur besseren Sichtbarkeit der deutschen Minderheit im Lande.

Måla Richard Šulko