Verbrannte Fußsohlen
(72. Internationales Folklorefest in Straßnitz/Strážnice 23.- 25. 6. 2017)


Im Rahmen des größten internationalen Folklorefestes in Tschechien präsentierte sich die deutsche Minderheit mit den „Målaboum“ und „Die Målas“, die aus dem Verband „Bund der Deutschen in Böhmen, e.V.“ aus Netschetin kommen.



Alle zwei Jahre werden im Rahmen des Folklorefestes in Südmähren Minderheiten vorgestellt, die in der Tschechischen Republik leben. Im Jahre 2017 wurden eingeladen: Slowaken, Russen, Ukrainer, Ungarn, Ruthenen, Juden, Griechen, Bulgaren, Georgier, Polen und Deutsche. Die deutsche Minderheit vertrat der „Bund der Deutschen in Böhmen, e. V.“, der mit dem Duo „Målaboum“ und der Egerländer Volkstanzgruppe „Die Målas“ anreiste.

Die Anfahrt am Freitag dauerte sieben Stunden. Nicht nur wegen dem Freitagsverkehr, sondern vor allem wegen einem schweren Unfall an der D1, der etwa eine Stunde Verspätung verursachte. Gleich nach der Ankunft in der Freilichtbühne „Zahrada“ (Garten) wurde geprobt. Und zwar drei Stunden!

Life im Rundfunk

Die Proben dauerten deswegen so lange, weil das Programm der Minderheiten „Domovina“ (Heimatland) am Samstagabend Life im Rundfunksender „Proglas“ lief. Da mussten auch die Zeiten der Auftritte kontrolliert werden. Autor des Programmes Jan Krist stellte unter der Regie von Lenka Straňánková ein buntes Programm zusammen, welches einige Tausend Menschen ansprach. Moderiert wurde das eineinhalbstündige Programm von Helena Hájková. Nach der Ankunft im Schlosspark von Straßnitz Samstagfrüh nahmen alle Teilnehmer das Frühstück auf dem Autocampingplatz zu sich und dann gingen die meisten gleich in den Park, wo nicht nur große Bäume mit viel Schatten, sondern auch viele Erfrischungsstände standen. Nach dem Mittagessen wurde es ernst:

Tropische Hitze beim Umzug

Um halb drei mussten auch die Egerländer an dem Sammelpunkt zum Umzug stehen. Schon der Fußmarsch dorthin war eine sportliche Leistung: die eineinhalb Kilometer in Trachten und mit der Vereinsfahne schöpften schon die komplette Kraft aus uns das nicht nur bei den „Großen“: auch Kindern waren dabei, die jüngste mit sechs Jahren. Jeder suchte nach ein wenig Halbschatten und fast jeder kühlte seinen Kopf mit kaltem Wasser, welches für die Mitwirkenden zur Verfügung stand. Pünktlich um drei ging´s los: mitten auf der glühenden Straße eineinhalb Stunden langsamer Marsch, mit Pausen, in denen Tanz- und Musikkostproben den versammelten Zuschauern präsentiert worden sind. Schon nach ein paar Metern fingen die Fußsohlen an zu brennen. Total erschöpft noch eine kurze Präsentation am Podium, welches am Marktplatz stand, und dann schnell in den Schatten, mit viel Kaltwasser, oder Bier abkühlen, denn es erwartete uns der Abend: abwechselnd Musik, Tanz, Gesang oder eine Inszenierung, wie sie von den Ruthenen kam: ein buntes Programm, welches mit Begeisterung von den tausenden Zuschauern angenommen wurde. Den Abschlusstanz tanzten dann mit den Slowaken alle Beteiligten mit. Zum Schluss bekam jede Gruppe eine hart verdiente Urkunde und die ganze Nacht lag vor uns.

Tropische Nacht mit Rockmusik und Geigenmusik

Nach der gesundheitsschädigenden Leistung hatten einige keine Lust mehr weiter zu machen und begaben sich ins Jugendheim in Bzenec, wo auch die Egerländer aus Netschetin mit den Kindern untergebracht waren. Die Nacht war wirklich heiß: nicht nur die Temperaturen, die auf den Zimmern im dritten Stockwerk unter dem Dach herrschten, sondern auch durch eine Rockgruppe, die bis zwei Uhr am Morgen gleich in der Nachbarschaft spielte. Dazu kam so gegen Mitternacht noch eine Geigenmusik, diesmal aber mit einem schönen Gesang dazu. Erlebnis pur, aber die Kopfschmerzen am Morgen! Es ist für die Egerländer typisch, dass sie zum Gottesdienst gehen und sich für die Gaben bedanken. Der Leiter der Gruppen, der „Måla Richard“ ging in Tracht mit seiner Frau Irene in die total überfüllte Kirche und sie erlebten einen bewegten Gottesdienst. Danach ging es schon Richtung Heimat, nach Netschetin. Nach der Ankunft musste die Kačena zur Nachtschicht, wieder andere am nächsten Tag zur Arbeit, aber die meisten hätten am liebsten Urlaub genommen, um sich von der „Strapaze“ zu erholen. Es war aber ein wunderschönes Erlebnis und der Dank geht an die Organisatoren, die zu jeder dieser Veranstaltung die „Deutschböhmen“ einladen.

Vargelt´s  Gott!

MR