"Bund der Deutschen in Böhmen, e.V.", Sitz: Netschetin / Nečtiny in Tschechien ist ein Verein der deutschen Minderheit in Westböhmen.

Vereinszweck:

  • Erhalt der deutschen Sprache und des „Egerländer Kulturerbes“
  • Schutz der Interessen der deutschen Minderheit
  • Völkerverständigung, insbesonders zwischen GER und CZE

Auf nach Plass

(Ostern in Netschetin 15.- 18. April 2022)


Die Egerländer aus Netschetin erlebten wieder eine gesegnete Osterzeit, samt Volkssitten und Gottesdiensten. Den Beginn machten am Karfreitag die „Ratschnboum.“ Mit den “Krachmachern”, die mit der Egerland-Jugend am Wochenendseminar 12. – 15. 9. 1996 hergestellt   wurden, startete die sechsköpfige Gruppe also nach 25. Jahren wieder den „Kreuzweg“ von Netschetin nach Plachtin. Also ein kleines Jubiläum, auch wenn zwei Jahre wegen Corona ausfielen.


Der Ausgangspunkt war wieder beim „Potina(r“ in Netschetin. „Kommt schnell, der Wirt wartet schon,“ „jagte“ der Leiter der Gruppe und Vorsitzende vom „Bund der Deutschen in Böhmen“, Måla Richard Šulko die Ratschnboum. Beim Jakub Haidlmaier, dem Wirt und Anhänger der k.u.k. Monarchie wurde das „ratschn“ stilistisch mit einem Jägermeister belohnt, die Kinder bekamen Süßigkeiten. Der nächste „Pflichtbesuch“ folgte im Museum: „Ich habe euch nicht erwartet,“ begrüßte die Mitarbeiterin Marie Řahotová die Pilger. Trotzdem gab es aber Lutscher für die Kinder und dann hieß es nur: „Hurra  zu der Kapelle im ZOO!“ Dort angekommen, gab es das erste Gebet, den „Engel des Herrn.“ An der „Alten Säge-Mühle“  vorbei, führte der Weg zum „Grünen Kreuz,“ wo das zweite Gebet folgte. Nun ging es an der Netschetiner Felsenorgel (Südwand des Basalthügels, wo sich die Burgruine Preitenstein befindet) berghoch zur Burgruine. Wenn man schnaufend oben ankam, hieß es nur „Jetzt wird eine große Rast gemacht!“

 

Bier und Eis…

Nachdem die ganze, inzwischen schon müde Gruppe unterhalb der Burg wieder angekommen war, folgte noch der kurze Aufenthalt bei der „Schousta H(i)lda “, „Engel des Herrn“ am nahe gelegenen Straßenkreuz und dann kam vor allem für die älteren „Ratschherren“ die Erlösung: frisch gezapftes Bier in dem kleinen „Tante Oma-Laden“ am Preitenstein. Der letzte Abschnitt des „Kreuzweges“ führt die Straße entlang nach Plachtin, wo es sieben Stationen gab. Bei „Målas“ konnte man sich wieder erfrischen. Bei „Målas II“, wo das diesjährige „Ratschngehen“ endete, folgte dann das fleischlose Mittagessen und eine verdiente Nachmittagspause krönte diesen anspruchsvollen Tag. Für die Vigilie am Karsamstag bereiteten die zuständigen Geistlichen eine Änderung vor: weil sie ihren Wirkungs-Kreis noch mehr erweitert bekommen wollten, wurde  entschieden, dass die Oster-Vigilie nicht in Manetin, sondern für alle in Plass/Plasy stattfindet. Nun ging es bei klarem Himmel und Vollmond um neun Uhr Abend nach Plass. Es war ein sehr gut vorbereiteter Gottesdienst, welche in der neu renovierten Kirche stattfand. Die Auferstehung Christi feierten dann die Gläubigen kurz vor Mitternacht mit einem Glas Sekt, was eine gute Inspiration auch für andere Kirchen sein dürfte.

  

Egerländer Räuchermännchen…

Das Hochfest am Ostersonntag in Netschetin feierten die Egerländer mit ihren tschechischen Mitchristen in der dortigen St. Jakobus-Kirche. Mehr als 30 Kirchenbesucher und wie bei großen kirchlichen Festen üblich, waren zwei Mitwirkende in Egerländer Tracht: Der Måla Richard und seine Frau. Weil der „Vüarstäiha(r“ gerne mit dem Feuer spielt, übernahm er, wie gewohnt, wieder die Rolle des „Weihrauchspezialisten.“ Seine Frau Irene übernahm die Lesung, auch der Sohn Vojtěch, frischer Träger des Sudetendeutschen Förderpreises für Volkstum, sang den Psalm und übernahm die zweite Lesung. Die Orgel bediente Elfriede Šulková. Ein herrlicher sonniger Festtag, was man an den Kunstdarbietungen erkennen konnte, welche der Weihrauch zusammen mit dem Licht der Sonne in der Kirche zauberte. Nach der hl. Messe konnte man sich noch in der Sonne erwärmen und nette Gespräche führen, denn an diesem Tag kommen Menschen in die Kirche, die normalerweise nicht sehr oft kommen.

 

Grün im Grünen…

Zum Ostermontag gehört in Böhmen, Mähren und Schlesien der Gang mit der Osterrute. Auch 2022 war das am Plachtin der Fall. Der erste am Haus Målas II. war der Václav, der um neun Uhr mit der Osterrute auf die Haustür klopfte. Der nächste war der Måla Richard, der als zweiter, nach dem er noch den wichtigsten Vereinskram erledigt hatte, losging. Der beliebteste Trunk ist wohl an diesem Tag „das Grüne.“ Das Gras erwacht langsam und dazu passt der grüne Schnaps am besten. Zehn Haushalte besuchte der Måla Richard, der nach zwei Stunden zufrieden und lustig wieder zu Hause ankam. Er hat vier Sorten von „Osterfülle“ ausprobiert, einige Schnäpse und Biere verzehrt und damit die Auferstehung Christi so richtig gefeiert. Frohe Ostern! 

M.R.