"Bund der Deutschen in Böhmen, e.V.", Sitz: Netschetin / Nečtiny in Tschechien ist ein Verein der deutschen Minderheit in Westböhmen.

Vereinszweck:

  • Erhalt der deutschen Sprache und des „Egerländer Kulturerbes“
  • Schutz der Interessen der deutschen Minderheit
  • Völkerverständigung, insbesonders zwischen GER und CZE

Bundesehrennadel für Geschwister

(30. Deutsch- tschechische Jugendbegegnung im Stift Tepl 2023)


Zur Jubiläumsbegegnung im Stift Tepl lud der „Bund der Deutschen in Böhmen“ (Bund) ein.  Dank der finanziellen Unterstützung vom Bundesministerium des Innern und für Heimat in Deutschland konnte die beliebteste Maßnahme der Kinder im Bund ab Christi Himmelfahrt auch im Jahre 2023 durchgeführt werden. Diesmal war das Programm ein wenig reichhaltiger, weil auf den Vorsitzenden Måla Richard Šulko noch andere Verpflichtungen zukamen.

„So ein voll mit Ereignissen verlängertes Wochenende habe ich noch nie erlebt!“ sagte der Richard Šulko, als er in seinen Kalender schaute. Zum ersten Mal in der Geschichte dieser Jugendbegegnung musste er seine Motorsense schon am Mittwochnachmittag in der Garage der Technischen Dienste der Stadt Tepl platzieren, weil im Auto am Donnerstag kein Platz mehr war. Und am Donnerstag früh musste schon mit dem Mähen des Grases auf dem alten Klosterfriedhof begonnen werden, weil da einiges wieder auf dem Programm stand. Warum gerade dieser Friedhof, denn im Egerland gibt es tausende? Hier ist die Begründung: kurz nach der Wende in der damaligen Tschechoslowakei suchte die Egerland-Jugend, unter der Führung von Dieter Markgraf, nach einer Maßnahme, die ein Zeichen der deutschen Vergangenheit in Westböhmen, im Egerland darstellen sollte. Die Wahl der Bundesjugendführung fiel auf den alten Klosterfriedhof in Tepl. Vom dortigen Prämonstratenser Stift war nämlich die wirtschaftliche Entwicklung und Ausbildung ins ganze Egerland hinaus gegangen.

Målaboum in Walderbach…

Nach einer Corona-bedingten Pause konnte die „Johann-Andreas-Schmeller-Gesellschaft e. V.“ wieder zu einem Dialektologischen Symposium einladen. Das fand vom 18. bis 20. Mai in Walderbach, Landkreis Cham, statt.  Die ehemalige Zisterzienserabtei in Walderbach war der richtige Schauplatz des 8. Dialektologischen Symposiums im Bayerischen Wald: Als geschichtsträchtiger Ort bildete sie die passende Kulisse für die Tagung der rund 30 internationalen Dialektforscherinnen und -forscher. Denn wer in die Geschichte einer Sprache eindringen will, kommt an ihren Dialekten nicht vorbei. Die Organisatoren von der Johann-Andreas-Schmeller-Gesellschaft hatten ein Thema mit aktuellem Bezug gewählt: „Dialekt • unterwegs – Varietäten im Zeichen von Globalisierung und Migration“ – und damit den Rahmen bewusst weit gezogen. Neben dem wissenschaftlichen Austausch blieb auch noch genügend Zeit für themengerechte Unterhaltung. Dafür sorgte das Abendprogramm, in dem die „Målaboum“ Richard und Vojtĕch Šulko aus dem böhmischen Plachtin b. Netschetin Mundarttexte, Gedichte und Egerländer Volkslieder zu Gehör brachten. Bei dieser Tagung wurde zu Beginn der Veranstaltung auch die Kooperationsvereinbarung zwischen der Schmeller-Gesellschaft und der Philosophischen Fakultät der Westböhmischen Universität Pilsen der Öffentlichkeit vorgestellt, die im letzten Jahr unterzeichnet worden war und die Bereiche Forschung, (Sprach-)Kultur, Bildung und Begegnung umfasst.

Wenn einem der Präsident seine Hand gibt…

Am Freitagfrüh eilten dann die „Målaboum“ nach Tepl. Vojtěch Šulko holte die Motorsense aus dem Aufbewahrungsraum und das Grasmähen gemeinsam mit Jiří Schierl aus Theusing und Tomáš Leicht aus Elbogen konnte begonnen werden.  Richard Šulko hatte aber ein anderes Programm: er fuhr nach Selb, den dort begannen die Bayerisch-Böhmischen Freundschaftswochen. Zu der feierlichen Eröffnung im Rosenthal-Theater kam der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder mit seiner Frau und der Tschechische Präsident Petr Pavel auch mit seiner Frau. Als Šulko aus dem Auto ausstieg, traf er den Direktor des Falkenauer Museums, Michael Rund und die langjährige Präsidentin der Euregio EGRENSIS Frau Dr. Birgit Seelbinder, die 2021 die Verdienstmedaille des tschechischen Außenministers für Diplomatie erhalten hat. Vor dem Theater, wo die Feststunde stattfand, waren schon der Vorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Sprecher der Sudetendeutschen Bernd Posselt, der Landesvorsitzende der SL Steffen Hörtler, der Präsident der Landesversammlung der deutschen Vereine in Tschechien Martin Dzingel, der Bürgermeister von Fleißen Petr Schaller und viele andere Ehrengäste eingetroffen. Sehr interessant war auch die Tatsache, dass der Präsident Pavel auf seinem Motorrad nach Selb gekommen war. Das sorgte für Aufregung. Nach Beendigung der Eröffnungsfeier wurden die Tschechische Nationalhymne, sowie die Bayernhymne gespielt und es folgte ein Empfang, der viele Möglichkeiten zu Gesprächen gab. Das nutzte ich auch reichlich aus. Beim Verlassen des Theatersaales konnte Šulko in seiner Tracht seinen Präsidenten begrüßen und er reichte ihm seine Hand.

Wenn die Ukraine hilft…

Richard Šulko eilte dann nach Tepl, wo schon mehr als die Hälfte des Friedhofes gemäht worden war. Inzwischen waren fast alle Teilnehmer angereist und man konnte einen Teilnehmerrekord verzeichnen: insgesamt kamen 26 Menschen zu der Begegnung! Die Werkzeuge, die die Stadt dem Bund kostenlos zur Verfügung stellte, konnten also voll von den fleißigen Händen bedient werden. Diese Jubiläumsbegegnung hatte aber auch einen internationalen Aspekt: neben den Kindern und Jugendlichen mit ihren Eltern vom Bund der Deutschen in Böhmen, die die deutliche Mehrheit darstellten, kamen auch ein Paar tschechische Freunde dazu und neu auch drei Ukrainerinnen mit einem Kind. Das sind Arbeitskolleginnen vom Richard Šulko jun. Alle arbeiteten fleißig und hatten also das Abendessen voll verdient. Ins Bett ging es ein weinig früher, weil der Samstag immer der anspruchsvollste Tag ist. Schon in den frühen Stunden wurde der von der Stadt zur Verfügung gestellte Container vollgefüllt und kurz nach Mittag war die komplette Fläche gemäht. Nun begann der Lauf um die Zeit, ob man bis zum Abend auch das Gras wegbringt, es muss ja alles noch gerecht und weggebracht werden. Da zeigte sich, was für starke Frauen aber auch Kinder da waren: als die Sonne kurz nach 16 Uhr aus den Wolken herauskam, war die Arbeit getan!

Ehrung im Kloster…

Für den Abend wurde eine Feststunde vorbereitet. Nach dem Abendessen in der Gaststätte gingen die Teilnehmer in den Frühstücksraum, wo die Festversammlung stattfand. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Richard Šulko folgten Grußworte des zweiten Bürgermeisters von Tepl, Martin Klepal, den Bundesvorsitzenden des Bundes der Eghalanda Gmoin Volker Jobst und des Bundesjugendführers des Egerland-Jugend, Alexander Stegmaier.  Mit dabei war auch Heike Stegmaier, jahrzehntelang treue Seele von Tepl. Nach den Grußworten präsentierte Šulko in Bildern und Kommentaren die 30 Jahre Jugendbegegnung. Speziell die alten Fotos mit Menschen, die nicht mehr unter uns sind, machten die Anwesenden nachdenklich.  Nach dem Vortrag wurde er so richtig feierlich: Volker Jobst zeichnete die Geschwister Richard Šulko jun. und Terezie Jindřichová mit der Bundesehrennadel des Bundes der Eghalanda Gmoin aus. Die beiden haben es mit ihrer 30jährigen Arbeit fürs Egerland verdient. Zum Schluss wurde noch ein altes Dokument aus dem Jahre 1927 gezeigt, ich welchem man das Jahresfest des Bundes der Deutschen in Böhmen bewundern konnte. Danach hieß es nur „Hurra ins Restaurant, um die Auszeichnungen zu begießen! Der Sonntag früh gehörte dem Gottesdienst in der Stiftskirche. Die Ukrainerinnen machten dann auch eine Führung durchs Kloster. Mit dem Mittagessen endete diese sehr erfolgreiche Jubiläumsbegegnung.

M.R.