"Bund der Deutschen in Böhmen, e.V.", Sitz: Netschetin / Nečtiny in Tschechien ist ein Verein der deutschen Minderheit in Westböhmen.

Vereinszweck:

  • Erhalt der deutschen Sprache und des „Egerländer Kulturerbes“
  • Schutz der Interessen der deutschen Minderheit
  • Völkerverständigung, insbesonders zwischen GER und CZE

Wenn der Mai beginnt

(30. 4. – 5. 5. 2024 im östlichen Egerland bei den verbliebenen Deutschen) 

Richard Šulko

Der Monat Mai, für die Christen „Marienmonat“ genannt, gehört bei dem „Bund der Deutschen in Böhmen“ (BdDB) zu den aktivsten Monaten im Jahresverlauf. Schauen wir mal hinein, wie die ersten Tage dieses mit blühenden Obstbäumen geschmückten Monats im Jahre 2024 aussah:

 

Der 30. April gehört eigentlich auch schon zum Monat Mai, weil bei der „Hexennacht“ das Böse und Alte verbrannt wird, und etwas Neues mit dem Ersten Mai kommt. Am Plachtin schmückte der „Måla Richard“ mit seiner Frau auch einen kleinen Maibaum am Haus und bei der Mariensäule wurden auch zwei kleine Birkenäste mit farbigen Krepp-Papier verziert, weil man etwas ganz Besonderes erwartete. Dann führten die Wege ins Dorf, wo gegenüber dem Haus von Pavel Biely auch ein Maibaum mit einem farbigen Kranz aufgestellt wurde. Pilsner Urquell wurde gezapft, sogar ungefiltert, also ein Genuss für alle Biertrinker!  Kurz nach 19 Uhr wurde das Lagerfeuer angezündet auf welchem die „Plachtiner Hexe“ schon auf ihre Verbrennung wartete. Nachdem die letzten Reste des „Bösen“ verbrannt waren, kam die Zeit zum „Knacker-Braten.“ Zu Ehren der vielen Teilnehmer muss gesagt werden, dass der Maibaum erfolgreich bewacht war, weil er früh am Ersten Mai noch dort stand.

Sechs Priester und ein Abt….

Die Wege der Gläubigen aus Nah und Fern führen am Ersten Mai nach Maria Stock. Die traditionelle Deutsch-tschechische Wallfahrt fand unter einem blauen Himmel statt. Der Hauptzelebrant war der Abt des Prämonstratenser Klosters in Tepl, P. Zdeněk Filip Lobkowicz, OPraem. Jakub Lukáš Arendáš, welcher in Prag zum Priester studiert, brachte zwei Prämonstratenser aus Prag- Strahov mit. Aus Luditz kam der örtliche Pfarrer P. Pavol Kavec, CM und aus Karlsbad- Fischern kam P. Mgr. Romuald Štěpán Rob. Insgesamt waren neben dem Abt weitere sechs Priester in Maria Stock am Altar zu sehen. Aus Würzburg kam eine kleine Delegation der Ackermann-Gemeinde, die über die Jahrzehnte ihre Treue zu Maria Stock beweist. Der Bund der Deutschen wurde durch den Vorsitzenden, Richard Šulko in Tracht und mit der Vereinsfahne vertreten, musikalisch begleitete den Gottesdienst auf der elektronischen Orgel Ladislava Pfeferová aus Kladno. Die Kirche war voll und es wurden 4081 Kronen und 178 EUR gesammelt! Nach dem Gottesdienst folgte eine Erfrischung im ehemaligen Pfarrgarten, die das Team von der „Sokolovna“ aus Theusing vorbereitete. Die „Krautsuppe“ war ausgezeichnet: nicht nur schön heiß, sondern auch ganz schön scharf. Wie der Koch sagte: „Ich kann einfach ohne Chili nicht kochen.“ Da schmeckte das Bier dann umso besser!

Maiandacht-Tournee….

Für den Vierten Mai organisierte der BdDB einen speziellen Tag: drei Deutsch-tschechische Maiandachten, einer nach dem Gottesdienst und am Abend dann noch der Muttertag. Aus Prag kamen für den ganzen Tag hochranginge Gäste angereist: P. Lothar Vierhock von der Deutschsprachigen Katholischen Pfarrei Prag, weiter der Präsident der „Landeversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik“, Martin Dzingel und Mitglied des Prager deutschen Verbandes, Zuzana Schreiber. Die erste Andacht wurde vor der in 2015 aufgestellten Mariensäule vor dem Haus Nr. 57, die „Målas“ am Plachtin gesungen. Die tschechische Lauretanische Litanei übernahm der Förderpreisträger der „Sudetendeutschen Landsmannschaft,“ Vojtěch Šulko, die „Muttergottes-Litanei“ Richard Šulko. Die zweite Maiandacht wurde an der Muttergottes-Kapelle am Deutsch Neustadl gesungen. Danach ging es zu „Målas“ um sich mit Bier und Kaffee für den zweiten Tagesteil zu stärken. Die Hl. Messe in der St. Jakobus-Kirche zelebrierte der vor einer Woche zum Priester geweihte P. Oto Medvec, OMI. Wie P. Vierhock, welcher auch am Altar mitdiente, sagte: „Bei dieser Feier spendet der neu geweihte Priester in der Regel einen besonderen Segen, den Primizsegen, von dem der Volksmund früher sagte, es lohne sich, ´dafür ein paar Schuhsohlen durchzulaufen.“

Zitherklang und Ehrenschüsse…

Nach der Hl. Messe, nach der man auch wieder die zweisprachigen Litaneien durchführte, führte der Weg in das Schloss Preitenstein, wo im kleinen Salon eine kleine Muttertags-Feier vorbereitet wurde. Richard Šulko bereitete Liederblätter vor und damit konnten die Gäste aus Prag auch ein bisschen mitsingen und die Mundart üben. Die Unterhaltung übernahmen die „Målaboum:“ Richard Šulko, Gesang, Vojtěch Šulko, Zither. Nachdem die Prager Gäste wieder ihre Reise nach Prag antraten, kam noch ein Mitglied aus Rakovník zu der Versammlung dazu, welches man schon lange nicht gesehen hatte. Da war die Freude groß! Der Vorsitzende Richard Šulko fuhr am nächsten Tag nach Tepl. Die Stadt erinnerte mit einer Gedenkstunde der Opfer der Todesmärsche aus dem April im Jahre 1945. Karel Hermann, Bürgermeister der Stadt und P. Augustin Kováčik, OPraem., Prior des Klosters legten am Ehrengrab Kränze nieder, Richard Šulko für den Verein eine Trauerblume. Bei dem Trauerakt wurden auch Ehrenschüsse abgefeuert, durchgeführt von der „Memory oft 97th. US Army mit H. Petr Barchánek. Nach der Gedenkfeier versammelten sich dann alle am Marktplatz, wo man sich nicht nur die Blaskapelle „Hasičanka“ aus Tepl anhören, sondern auch die amerikanische Militärtechnik aus 1945 bewundern konnte.