"Bund der Deutschen in Böhmen, e.V.", Sitz: Netschetin / Nečtiny in Tschechien ist ein Verein der deutschen Minderheit in Westböhmen.

Vereinszweck:

  • Erhalt der deutschen Sprache und des „Egerländer Kulturerbes“
  • Schutz der Interessen der deutschen Minderheit
  • Völkerverständigung, insbesonders zwischen GER und CZE

Anna Schreibvogl: 170. Geburtstag
(31. Dt.-tschechische Jugendbegegnung im Stift Tepl 9.- 12. Mai 2024) 

M.R.

 

Eine abenteuerliche Jugendbegegnung erlebten 20 Teilnehmer der 31. Deutsch-tschechischen Jugendbegegnung im Stift Tepl. Weil der Antrag vom „Bund der Deutschen in Böhmen“ (BdDB) beim üblichen Zuwendungsgeber komplett abgelehnt wurde, stand der Vorsitzende Richard Šulko vor der Frage: soll dieses bei den Kindern und Jugendlichen beliebteste Projekt aus der Jahresplanung gestrichen werden? Die eine Sache ist den Spaß bei der Begegnung wegzunehmen, das andere ist eine reine Fachfrage: wenn das Gras nicht gemäht wird, wie sieht der alte Klosterfriedhof mit den deutschen Gräbern ein Jahr später aus?

Weil es zwischen dem BdDB und der Stadt Tepl eine gute Freundschaft gibt, versuchte Šulko einen Versuch: gemeinsam mit seiner Frau Irene besuchten sie den Bürgermeister der Stadt Tepl Karel Hermann und trugen ihm seine Sorgen vor. „Ich versuche beim Stadtrat einen finanziellen Beitrag für den Verein abzustimmen“, war seine Antwort. „Auch eine mögliche einfache kostenlose Nächtigung könnte die Stadt zur Verfügung stellen“, fuhr Hermann weiter fort. Das war schon etwas! Die restlichen Gelder wurden beim „Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds“ beantragt. Der Antrag wurde genehmigt und dann konnte es also losgehen: Am Donnerstag, den 9. Mai, Christi-Himmelfahrt, kamen schon die ersten Teilnehmer aus Böhmen und Deutschland nach Tepl. Alle mit einem Bezug zu Tepl. Der jüngste Teilnehmer war Veit Šulko mit zwei Jahren. Aus der „Egerländer Gmoi z´ Nürnberg“ kam Gerald Deistler: seine Oma stammte aus Unter-Gramling bei Tepl. Gerald brachte noch ein junges Mitglied der Gmoi nach Tepl mit: die Design-Studentin Leonie Schlemper. Ein treuer Freund des Stiftes kam aus Würzburg: P. Klaus Öhrlein, der bei keinem Deutsch-tschechischen Gottesdienst fehlt.

Wenn fremde Leute einen Geburtstag feiern….

In diesem Jahr bekamen die Teilnehmer scheinbar für ihre Beharrlichkeit und Ausdauer in Sache Tepler Friedhof vom Hl. Petrus eine Belohnung: wunderschönes Wetter, mit Sonnenschein und milden Temperaturen. Weil das Gras auch nicht so hochgewachsen war und auch Dank der vier Motorsensen wurde der große Friedhof schon am Freitagnachmittag komplett gemäht. Gemäht ist eine schöne Sache, aber das Rechen und Wegbringen vom Gras ist eine andere Sache. Mit 20 Teilnehmer ging aber auch diese Schufterei schnell voran und man konnte am Samstagnachmittag feststellen: „Wir sind fertig!“ Ja, das Gras war weg, aber es blieben noch mehrere Grabsteine auf dem Boden liegen, die umgefallen sind. „Wenn man sie aufstellen könnte, könnte man das Gras besser um sie herum mähen,“ sagte der unermüdliche P. Öhrlein und gab den Befehl an die starken Jungs: „packts an!“ Danach wurden etwa 18 Grabsteine wieder aufgestellt. Neben den Arbeiten gab es an diesen Tagen auch eine provisorische Sprachschule: Die Leonie lernte Tschechisch, die Kinder wiederum Deutsch, auch wenn man manchmal zum Englischen wechseln musste. Jedes Jahr erlebt man bei dieser Begegnung etwas Besonderes. Heuer waren es sogar zwei Sachen: beim Aufstellen eines Grabsteines stellte man fest, dass die dort begrabene Anna Schreibvogl aus Schrickowitz (Křepkovice) bei Tepl am Sonntag, den 12.  Mai 2024 ihren 170. Geburtstag feiern würde!

Tief unter der Erde….

Die zweite Sache war eine ganz besondere Führung: weil heuer mehrere neue Leute dabei waren, nahmen wir gerne das Angebot des Klosters (Hroznata-Akademie) an, das Barock-Stollensystem des Klosters zu besuchen. Diese Führung war aber eine keine „normale“ Führung: begleitet von einem Speläologen besuchten die zehn Teilnehmer auch Teile des von Christoph Dientzenhofer erbauten Stollensystems, welches nicht normal zugänglich ist. Die kleinen Kinder haben wiederum eine spezielle und interaktive Kinder-Führung im Kloster bekommen. Sonntagfrüh ging es zur Sonntagsmesse in der Stiftskirche, die auch etwas Besonderes war: aus dem Kloster Eberbach Eltville kam der Männergesangverein Erbach e. V., welcher mit seinem Gesang die hl. Messe verschönerte. Das Kloster war 1985 der Drehort für die Innenaufnahmen zum Film "Der Name der Rose" nach dem Roman von Umberto Eco. Mit dem gemeinsamen Mittagessen endete die 31. Begegnung in Tepl. Großer Dank an die Stadt Tepl und den Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds!