"Bund der Deutschen in Böhmen, e.V.", Sitz: Netschetin / Nečtiny in Tschechien ist ein Verein der deutschen Minderheit in Westböhmen.

Vereinszweck:

  • Erhalt der deutschen Sprache und des „Egerländer Kulturerbes“
  • Schutz der Interessen der deutschen Minderheit
  • Völkerverständigung, insbesonders zwischen GER und CZE

„Turbine“
(Wochenseminar "Journalismus auf Social Media", München, BR, 21. – 25. 7. 2025)

Richard Šulko

 

Auf Einladung des Goethe-Instituts wurden wieder Vertreter der Länder mit deutschen Minderheiten aus Mittel- und Osteuropa eingeladen, um in der Medienwelt erfolgreich zu werden. Frau Marion Uschold und Elke Dillmann waren die Partner vom Bayerischen Rundfunk, die das Wochenprogramm vorbereiteten. Nach dem Eintreffen im BR-Gebäude am Hauptbahnhof Montagfrüh folgte zuerst eine Vorstellungsrunde. Danach kam die erste Frage: „Welche Persönlichkeit hat die größte Followerzahl auf Instagram?“ Das ist der Cristiano Ronaldo mit 500 Mil. Followern. Bei Fotos ist es der Lionel Andrés Messi Cuccittini mit dem Siegespokal aus der VM 2022 in Katar. Fotos mit vielen Emotionen sind nämlich bei Social Media das Wichtigste.

Frau Uschold erklärte dann, wie diese Netze funktionieren: alles funktioniert nach einem Algorithmus: wofür interessierte mich, wie oft schaue ich auf die Seite und dann wird das auf die Person maßgeschneidert. Emotionen müssen da sein! Beim Feed ist das wiederum die Ästhetik! Beim Feed kann ich auch mit längeren Texten kommunizieren. Hashtags sollten auch benutzt werden. Zuerst muss man eine Strategie wählen und mit Bildern und Videos richtig arbeiten. Personen sollten im Vordergrund stehen. Man soll auch Themen angeben, die meine Zielgruppe interessiert. Der Look soll immer gleich sein. Man benütze Kürzungen, mehr Text in Kommentaren. Titel sollen betont werden.

Logos kann man auch benutzten, empfohlen ist ein Zeitstempel (rechts unten). Große Hashtags nicht oft benutzen, lieber kleinere. Man soll eine einfache Sprache benutzten. Wichtig: Hochformat benutzen und im Handy bearbeiten, weil im PC nicht allen Funktionen vorhanden sind. Stories verschwinden in 10 Tagen. Nach dem ersten Vortrag ging es in der Mittagspause in die Innenstadt. Das Ziel war der Viktualienmarkt. Neben dem „Suppenessen“ wurden die ersten Fotos und Videoaufnahmen für die ersten Stories gemacht. Zurück im Bayerischen Rundfunk: die Stories wurden produziert und in einer gemeinsamen Runde bewertet. Danach wurden die Teams und Themen für den Dienstag erörtert und in einer Stunde der Inhalt der einzelnen Beiträge vorbereitet. Mit der „Bienenintelligenz“ wurden dann die einzelnen Szenarien besprochen und dann erwartete die Teilnehmer ein gemeinsames Abendessen.

In die Alpen….

Dienstagfrüh starteten vom Hotel zwei PKWs des Bayerischen Rundfunk Richtung Süden: erster Halt wurde an der Herzogstandbahn am Walchensee gemacht. Das Wetter spielte mit und somit konnten oben wunderschöne Foto- und Videoaufnahmen gemacht werden. Nach einer Stunde ging es wieder nach unten, zu dem zweiten Tagesziel:  Das Freilichtmuseum Glentleiten. Dr. Melanie Bauer führte die Gruppe durch einen Teil des Museums, welches eine Fläche von 40 Ha hat. Für mich waren die alten Häuser und ihre Entwicklung bis in das zwanzigste Jahrhundert hoch interessant. Z. B. der Hof „Einfirsthof“ aus Rottach-Egern, welcher 1729 erbaut wurde. Der Hausname war „Fischerweber,“ weil aus der Fischerfamilie jemand einen Weber heiratete. Eine Besonderheit war eine Hauskapelle, reichlich geschmückt. Der Glaube spielte nämlich bei den Bauern eine ganz große Rolle. Bei den Ausgrabungen fand man unter der Schwelle zu der Kapelle Schädel von zwei Tieren. Wurde da irgendwelche Magie betrieben? In einem Haus, dem „Wagenhäusel,“ konnte man sehen, wie Wagenräder hergestellt wurden. Ich dachte dabei an meinen Schwiegervater, welche in der Lehre nach 1945 diesen Beruf lernte, aber ihn nie ausüben konnte. 

Franz Marc Museum

Nach der Erfrischung im Kramerladen ging es zum zweiten Tagesziel: die Ausstellung im Franz Marc- Museum am Kochelsee. Die Sonderausstellung hieß „Die Moderne im Zoo.“ Die Geschichte des Franz Marc Museums ist eng mit dem privaten Engagement mehrerer Sammlerinnen und Sammler, sowie einer besonderen künstlerischen Freundschaft verbunden. Ihren Anfang nahm sie mit der Sammlung des Wuppertaler Industriellen Rudolf Ibach, der bereits in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts Werke des Expressionismus zusammengetragen hatte, darunter Gemälde und Zeichnungen von Künstlern der Brücke, des Blauen Reiter, sowie Arbeiten von Paul Klee. 2008 wurde das neue Museumsgebäude eröffnet. Seitdem wird das Franz Marc Museum von der Franz Marc Stiftung und der Stiftung Etta und Otto Stangl gemeinsam getragen. Es zeigt nicht nur Werke von Franz Marc, sondern auch von Künstler*innen wie Erich Heckel, Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, August Macke oder Gabriele Münter. Wechselnde Ausstellungen und ein stetig wachsender Skulpturenpark erweitern den Blick. Das Franz Marc Museum besitzt eine der weltweit größten Sammlungen von Arbeiten des deutschen Expressionisten Franz Marc. Weitere Schwerpunkte liegen auf der Kunst der Klassischen Moderne mit einem besonderen Fokus auf die Kunstkollektive „Der Blaue Reiter“ und „Brücke“ sowie die Nachkriegsabstraktion. In der Ausstellung selber haben mir mehr die alten, realistischen Werke gefallen, aber das ist eine Geschmacksache.

Wasserkraftwerk Walchensee….

Auf das dritte Tagesziel freute ich mich ganz besonders: Das Walchenseekraftwerk - Ein Juwel der Technik in den Alpen. Das imposante Speicherkraftwerk Walchensee gilt als Wiege der industriellen Stromerzeugung in Bayern. 1924 fertiggestellt, war es damals mit einer Leistung von 124 Megawatt eines der größten Wasserkraftwerke der Welt. Auch heute noch gilt es mit der Jahreserzeugung von rund 300 Gigawattstunden als eines der größten Hochdruckspeicherkraftwerke in Deutschland. Seit 1983 ist es ein geschütztes Industriedenkmal. Die Anlagen am Walchensee sind ein anschauliches Beispiel für ein Speicherkraftwerk. Sie nutzen den Höhenunterschied zwischen einem hoch gelegenen Speichersee, hier dem Walchensee, und dem Walchenseekraftwerk am tiefer gelegenen Kochelsee. Über die sechs 400 Meter langen Druckrohrleitungen stürzt das Wasser vom Walchensee zu den Turbinen im rund 200 Meter tiefer gelegenen Maschinenhaus am Kochelsee. Nachdem die potenzielle Energie des Wassers in mechanische Drehenergie der Turbinen umgesetzt wurde, fließt das Wasser über den Auslaufkanal des Kraftwerks in den Kochelsee. Seit 1983 ist das Walchenseekraftwerk ein geschütztes Industriedenkmal. Durch die Anlage führte uns mit großen Kenntnissen Anton Raffeiner. Der stand dann auch zu meinem Interview zur Verfügung, denn dieses Wunderwerk der Technik in der wunderschönen Natur war Thema meiner Aufgabe. Den zweiten Tag krönte das Abendessen am Kochelsee, mit einem kleinen Spaziergang zum See.

Aufnahmen bearbeiten und TikTok….

Mittwochvormittag gehörte der Verarbeitung der Aufnahmen auf das Instagram: Stories, Reals und Posts. Danach wurden die einzelnen Beiträge in der Runde angeschaut, bewertet und Empfehlungen gegeben. Nach dem Mittagessen in der BR-Kantine wurden zwei Instagram-Projekte des Bayerischen Rundfunks von der Frau Lavina Stauber vorgestellt: „Frauengeschichte“ und „Bergfreundinnen.“ Der Donnerstag startete mit dem Vortrag: „Faktencheck.“ Im „Future Café: Society of Distrust” wurde der Input Desinformation zur Bundestagswahl präsentiert. Jana Heigl erklärte, wie Desinformationen funktionieren. Die sozialen Netzte werden dafür benutzt. Als Beispiel wurde die letzte Bundestagswahl genannt: es kamen prorussische Desinformationen, die gegen die Ukraine gerichtet waren, Robert Habeck wurde mit einem Kunstraub verbunden, Wahlunterlagen der AfD wurden manipuliert, neu wurde die KI eingesetzt, wie z. B. Frank-Walter Steinmeier auf der Straße mit Klimaaktivisten sitzt. Zur Analyse wird der sog. „Fachtenfuchs,“ Faktencheck-Einheit BR eingesetzt: Verifikation, Faktencheck. Prüfen auf Echtheit. Tool: 460 mil. Quellen prüft. www.br.de/faktenfuchs  Strategien bei Desinformation: Fakte, Bilder, Zahlen aus dem Kontext reißen, Bilder manipulieren, Scheinargumente nutzten. Z. B. beim ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj: Übersetzungen falsch: „Wir fordern“ anstatt „Wir benötigen:“ Zweifel säen, Pseudo-Experten einsetzen, Schein-Quellen nutzen. Wiederholung wird auch sehr oft genutzt. Wer verbreitet Desinformation: Staaten, Interessengruppen, Parteien, Einzelne mit großer Reichweiter (Elon Musk), wer Geld verdienen will, wer politischen Einfluss haben will, oder jemand, welcher die Welt destabilisieren will. Nach der Theorie folgte eine praktische Übung: Katzenschnurren heilt Knochenbruchheilung. Im Nachmittagsprogramm erklärte Frau Uschold die TikTok Aktivitäten des BR und gab Beispiele, wie es funktioniert und welche sind die Unterschiede zum Instagram und Facebook. Dann folgte schon die praktische Aufgabe: ein Storyboard zum Thema „Frauen frieren schneller, als Männer“ auszuarbeiten und einen TikTok-Beitrag zu produzieren. TikTok benutzen vor allem junge Leute: andere Sprache und schnell! Der Donnerstagabend wurde der Ausstellung „Für Kinder“ im Haus der Kunst gewidmet. Für mich war wohl das interessanteste der Raum mit den Lego-Bausteinen, weil auch ich dank meiner Oma aus Westdeutschland Lego hatte.

Auf der „Blauen Couch….“

Freitagfrüh startete Fabio Taromina mit der Führung durch das Funkhaus. Er erwähnte auch einige Grundsätze der Rundfunkarbeit: Die Auswahl der Musik wird aufgrund der wissenschaftlichen Arbeit von der Musikredaktion zusammengestellt. BR 1 hat eine andere Zielgruppe, als BR 3. Wichtig ist, auch ein Ersatzstudio zu haben, wenn ein technischer Ausfall kommen sollte. Die öffentlich-rechtliche Rolle wird sehr ernst genommen. Die Gesamtkosten werden nur durch die Rundfunkgebühr getragen. Eine interessante Information war die Tatsache, dass sich unter dem Gebäude ein bombensicheres Studio befindet, was noch die Nazis bauten. Auch interessant war das Thema eines Geistesfahrers: binnen 30 Sekunden muss die Info dazu gesendet werden: dazu leuchtet ein blaues Licht im Studio auf. Für mich war wiederum der Besuch vom Studio 1 ein Erlebnis: mit einer Fläche von 600 Quadratmetern und Nachhall von 1,5 Sec. eine Sache, die ich ausprobieren musste: ich stellte mich aufs Podium und sang eine Strophe vom Egerländer Volkslied „Öitza spånn i(ch meine Rösla vurd´Kutschan.“ Was für ein Erlebnis, was ich gleich, wie geschult, in den sozialen Netzten teilte. Die Moderatorin Ulla Müller zeigte uns direkt im Studio ihre tägliche Arbeit und dann folgte der „Foto-Termin“ auf der „Blauen Couch,“ wo die beliebte Sendereihe aufgenommen wird.

BR 1 und BR 3 praktisch….

Nach der Besichtigung der BR 3- und BR 1-Studios versammelten sich die Teilnehmer wieder im Seminarraum, wo Clemens Finzer,  Chef für die Medienprojekte , den Teilnehmern die Zertifikate austeilte. Finzer erklärte auch das Projekt Medienprojekte, speziell Kinderprojekte. Danach gaben die Teilnehmer ein Feedback für das ganze Seminar. Das war von allen sehr positiv. Als Abschluss des Tages kam noch der Vortrag „Die ´Community-Redaktionen von Bayern1 und Bayern 3.“ Claudia Conrath und Birgit Borowski.  berichteten: Dialog mit dem Publikum ist das Kernthema. „Zielpersona“ ist eine Fiktivperson, für die man sendet. Für BR1 und BR3 zwar geteilt, aber mehr ergänzend.  Regionalstudios wurden bei BR1 gestärkt. Birgit Borowski sagte: „Man kann jedes Thema behandeln, es geht aber darum, wie man es verarbeitet“ und gab praktische Beispiele aus ihrer Arbeit. Borowski führte weiter aus: „Alles auf Augenhöhe behandeln.“ Conrath: „Wir bieten an, wir erziehen nicht.“  Die Moderatoren kommunizieren direkt mit den Zuhörern. Radio hat auch eine soziale Rolle. Conrath: „Benehmen beim Senden soll wie das Benehmen auf einer Party sein.“  Es wurden zwei hochinteressante Beispiele genannt: „Hebamme:“ Was alles in der Sendung kommen kann: Susanne hat das Leben seines Kindes gerettet und das war eine Sendung, die zu den Rettungskursen führte.
Im Beitrag „Herzklopfen“ bei Instagram wurde eine Geschichte über eine glückliche Ehe gezeigt, deren Auslöser eine Flaschenpost im Meer war.

Nach dem letzten Vortrag wurde noch kurz das ganze Seminar bewertet und als beendet erklärt. Danke schön an alle, die Zeit und ihr Wissen an die Teilnehmer vermittelten. Jetzt können wir wieder besser für unsere Sache arbeiten!