Egerländer in Reichenberg
(Großveranstaltung der deutschen Vereine 4. Oktober 2025)
Richard Šulko
Die deutsche Minderheit in Tschechien in der „Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik“ veranstaltet immer im Herbst ihr großes Kulturtreffen, die „Großveranstaltung der deutschen Vereine.“ Im Jahre 2025 wählte man für dieses Ereignis einen historischen Ort: das „Kolosseum“ in Reichenberg. Auch die Egerländer aus Plachtin machten sich auf die Reise nach Nordböhmen um dort das egerländer Kulturgut zu präsentieren.
Gerade im Reichenberger „Kolosseum“ wurde 1991 die Landesversammlung gegründet und weil ich damals als Delegierter zu der Gründungsversammlung gefahren war, war ich neugierig, ob ich die Räume noch erkenne. Als unsere Gruppe kurz nach Mittag ankam, eilten wir zur Tanz- und Musikprobe, weil sowieso die Bar noch geschlossen war. Den großen Saal erkannte ich nicht mehr, es ist ein ganz anderes Gebäude geworden. Nach 13 Uhr strömten schon die ersten Besucher in den Saal ein. Er waren zuletzt so viele, dass man noch weitere Tische mit Stühlen bringen musste. Nachdem endlich alle ihren Sitzplatz hatten, kamen zwei junge Studenten aufs Podium, die durchs Programm führten: Štěpán Dvořák und Alan Peša aus dem deutsch-tschechischen Gymnasiums F.X. Šalda in Reichenberg. Nach kurzer Einleitung starteten sie das Programm die „Die Lustigen Oberfranken,“ unter der Leitung von Hartmut Koschyk, dem Stiftungsratsvorsitzenden der „Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland.“
Sehr farbiges Programm…
Nach der Begrüßung durch Martin Dzingel, dem Präsidenten der Landesversammlung und Petra Laurin, der Vorsitzenden des örtlichen deutschen Verbandes sprach auch der Vorsitzende des „Kulturverbandes,“ Radek Novák sein Grußwort. Schon mit dem ersten Programmpunkt wurde es lebendig: Das Kinderfolkloreensemble „Malá Nisanka“ aus Gablonz an der Neiße erfreute die Zuschauer. Danach folgten weitere Grußworte: Dr. Bernd Fabritius – Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Martin Půta - Obmann des Reichenberger Bezirkes und Susanne Lindsay – Leiterin des Kulturreferats der Deutschen Botschaft in Prag. Danach landete man in der Barockzeit: Lieder der Deutschen aus der Region Reichenberg brachten die „Sturzkomödianten aus der Barockzeit.“ Klassisch wurde es auch beim nächsten Programmpunkt: Das Kammerorchester aus dem Schluckenauer Zipfel führte mehrere klassische Werke auf, wie von Franz Schubert oder Richard Wagner. Nach der klassischen Musik wurde es volkstümlich: aus dem östlichen Egerland, aus Plachtin b. Netschetin war die Egerländer Volkstanzgruppe „Die Målas“ angereist, welche zwei Egerländer Volkstänze zeigte: Die „Sternpolka“ und „Schäi(n lustigh u kerngout.“
Sudetendeutsche Mundarten….
Nach der Pause präsentierte sich die Tanzgruppe „MAJA“ des deutschen Verbandes aus Reichenberg und Oberwittigtal mit klassischen Tänzen. Das schönste war die Choreographie mit der Musik „An der schönen, blauen Donau“ von Johann Strauß. Der Chor des deutsch-tschechischen Gymnasiums F.X. Šalda, „Cum Amore“ ist ein sehr guter Schülerchor, welcher neben den klassischen Werken z. B. auch das Volkslied „Svatú Katarinu“ sang. Mit der Mundart aus dem Kuhländchen, nämlich Mankendorf, kam aus München Prof. Dr. Ulf Broßmann, der Bundeskulturreferent der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Mundart konnte man auch im nächsten Beitrag hören: das egerländer Duo „Målaboum:“ Sologesang Måla Richard Šulko, Zither: Vojtěch Šulko, führte zwei egerländer Volkslieder auf. Es folgten wieder die „Lustigen Oberfranken,“ die eine musikalische Reise quer durch das Sudetenland machten. Dazu hatten sie auch ein Gesangsheft vorbereitet, damit die Zuschauer mitsingen konnten. Mit dem Abschlusslied „Kein schöner Land“ endete der offizielle Teil Großveranstaltung, der aber ein gemütlichesn Beisammensein mit Musik und Gesang vom „Duo Richter,“ Stanislav Richter (Keyboard), Vladimíra Černohorská (Sängerin) folgte.
Museumsbesuch….
In Böhmisch Leipa wurde in Mai die Ausstellung „Narrative 1945“ eröffnet, die bis Ende Oktober läuft. Weil der Weg aus Reichenberg nach Plachtin an Böhmisch Leipa vorbeiführt, wurde beschlossen, dass wir vor allem den Kindern diese Ausstellung zeigen, damit sie die Geschichte aus einer anderen Perspektive kennenlernen. Es ist eine interaktive und sehr gut gemachte Ausstellung. Der Autor Tomáš Cidlina führte unsere Gruppe persönlich durch diese Ausstellung, welche allen sehr gut gefiel. Damit erfüllte der Weg nach Reichenberg zwei Ziele: neben der Präsentierung des Egerländer Kulturgutes auch die Bildung der vor allem jüngeren Generation der deutschen Minderheit.