"Bund der Deutschen in Böhmen, e.V.", Sitz: Netschetin / Nečtiny in Tschechien ist ein Verein der deutschen Minderheit in Westböhmen.

Vereinszweck:

  • Erhalt der deutschen Sprache und des „Egerländer Kulturerbes“
  • Schutz der Interessen der deutschen Minderheit
  • Völkerverständigung, insbesonders zwischen GER und CZE

Egerländer auf dem Schiff

(Großveranstaltung der Deutschen in Prag: 3.- 4. 10. 2015)

Richard Šulko

Neue Ehrung

 

Die „Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien“ (LV) lud wie jedes Jahr zu ihrer „Großveranstaltung“ nach Prag ein. Dieses Wochenende steht immer im Zeichen der Begegnung: zwischen Jung und Alt, zwischen den Verbänden und heuer auch etwas ganz Besonderes: zwischen den Minderheiten. Der Samstagvormittag gehörte der Präsentation der deutschen Verbände, die im Foyer des Kulturzentrums „Novodvorská“ ihre Projekte vorstellten. Um vierzehn Uhr startete der Kulturnachmittag mit dem „Orchester Bandini“, unter der Leitung von Jakub Štorek. Durchs Programm führte das inzwischen schon „eingespielte“ „Moderatorenpaar“ Erika Vosáhlo und Richard Šulko. In seiner Begrüßung konnte der Präsident der LV Martin Dzingel mehrere Ehrengäste begrüßen: Herrn Dieter Fuchsenthaler von der deutschen Botschaft in Prag, Herrn Milan Pospíšil, Sekretär des Minderheitenrates der tschechischen Regierung und den Vertreter der Lausitzer Sorben, Herrn Clemens Škoda aus Bautzen. Später kam zu uns der Bundesvorsitzende und Sprecher der „Sudetendeutschen Landsmannschaft“, Herr Bernd Posselt und Herr Jiří Dienstbier, Minister für Menschenrechte und Gleichstellungsfragen der Tschechischen Republik.

Kurz nach den Grußworten und zwei Musikstücken vom „Orchester Bandini“ wurden die Preisträger mit einer neuen Ehrung gewürdigt: für die meisten Artikel, die ans „LandesEcho“ von den Autoren gesendet wurden, wurden in der Reihenfolge der Plätze, beginnend mit dem ersten, gewürdigt: Frau Irene Kunc, Herr Richard Šulko, Barbara Wendel und Frau Margit Řehoříková.

Diese Würdigung soll für alle Deutsche in Tschechien eine Motivation zum Schreiben sein, denn gemacht wird in den Verbänden viel, aber es wird nicht viel darüber berichtet.

 

Feuerwehreinsatz

 

Nach den offiziellen Reden und Ehrungen begrüßten wir hochinteressante Gäste unter uns: die „Schmerlitzer Tanzgruppe der Lausitzer Sorben“, unter der Leitung von Beno Jurk. Der Auftritt war hervorragend: so viel junge Paare und Mädchen? Eins schöner als das andere, da kam Freude hoch nur von der Schönheit der Frauen. Und die Tanze krönten das Erlebnis: bestens synchronisiert und sehr schnell. Bravo!

Die ersten Auftretenden von der deutschen Minderheit kamen aus Hultschin, von der „Gemeinschaft schlesisch-deutscher Freunde im Hultschiner Ländchen“, unter der Leitung von Marie Rončka. Nach der Vorführung der Gruppe „Kolečko“ (Rädchen), die die Arbeit in einer Bäckerei zeigte, musste die befreundete Tanzgruppe „“Lenčok“ aus Zavada kommen, um aufzuräumen. Auch ein schönes Programm, über die Grenzen hinweg. Nach den Hultschinern wanderten wir ins östliche Egerland, zu dem alt-neu gegründeten „Bund der Deutschen in Böhmen, e.V.“. Bevor das Egerländer Gesangsduo „Målaboum“ (Richard und Vojtěch Šulko) ihre Volkslieder sangen, hatten wir eine Überraschung für die jüngste Teilnehmerin: Anna Jindřichová, die schon fleißig mit der Egerländer Volkstanzgruppe „Die Målas“ mitmacht, feierte gerade am 3.10.2015 ihren vierten Geburtstag! Der Tag der deutschen Einheit und der Geburtstag meiner Enkelin waren Anlass genug, etwas vorzubereiten: als die Egerländer aufs Podium kamen, wurde das Licht im Saal abgedämpft und eine Erdbeertorte mit vier brennenden Kerzen wurde der Annerl überreicht. Die „Feuerwehrdamen“, die am Eingang sehr genau alle Besucher beobachteten sind fast ohnmächtig geworden! Gut, dass die Annerl mit der Hilfe von ihrer Mama und Tomáš Leicht sofort die Kerzen ausgeblasen hat, ansonsten hätte der Feuerlöscher die Trachten vernichtet! Nach den Kindern kamen die früher geborenen: der „Verband der Deutschen Regionalverband des Teschner Schlesiens“ mit seinem Sängerchor ,,Haselnuss“ sang fünf deutsche Lieder: „Im Krug zum grünen Kranze“, „Ein Heller und ein Batzen“, „Im schönsten Wiesengrunde“, „Das Glück der Welt“ und „Sah ein Knab ein Röslein stehen“. Noch vor der Pause kam der „Verband der Deutschen in der ČR“, „BGZ Walther Hensel Mährisch Trübau“ mit seiner „Schönhengster Kindertanzgruppe“. Folgende Deutsche Tänze aus Böhmen und Mähren wurden aufgeführt: „Holsteiner Dreier“, Zillerthaler“, „Kurnauer Duarl“, Af Matzbåch bin i(ch g´foarn“, „Siebenschritt“ und die „Wechselpolka“. Die Gruppe, die nach den Schönhengstern kam, war viel dezenter: die Schüler und der Schulorchester der „Schule der Deutsch- tschechischen Verständigung Thomas Mann“ brachten „Das Thema“ von dem Film „Schindlers Liste“ und das Kinderlied: „Sascha geizte mit den Worten“. Nach der Pause konnten wir ein Schattentheater bewundern: der „Verband der Deutschen Nordmähren und Adlergebirge“ brachte seine Jugendgruppe, unter der Leitung von Erika Vosáhlo und Monika Maneth mit. Sie präsentierten uns „Die verzauberte Flöte“. Bei jedem solchen Treffen darf nicht der „Bruderverein“ der Deutschen im Lande fehlen: „Kulturverband der Bürger deutscher-Nationalität in der ČR- Graslitz“ führte zwei Arien aus den Operetten von Franz Lehar vor, vorgetragen von: Frau Věra Smržová mit Keyboard-Begleitung durch Peter Rojik. Weiterhin hörten wir „Herbstlied“, „Schaut nur an den schönen Morgen“ und den „Vuglbeerbaam / Jeřábek“. Die letzten zwei Auftretenden waren der „Schlesisch-deutscher Verband in Bolatitz“ unter der Leitung von Veronika Krohe mit vier Liedern: „Schlesien ist meine Heimat“, „Alte Lieder“, „Rote Rose“ und „So ein Tag“ und die „Schmerlitzer Tanzgruppe der Lausitzer Sorben“.

Wer noch nicht genug vom Programm hatte, welches bis achtzehn Uhr dauerte, konnte noch seine Beine bei der Tanzunterhaltung schwingen: ab neunzehn Uhr spielte Gustav Schenk zur Unterhaltung. Für unsere Gruppe war ein kleiner Höhepunkt des Tages das Gemeinschaftsbild mit dem Minister Dienstbier.

Matrosen aus dem Egerland

Der Sonntag gehörte wie jedes Jahr dem Besuch der heiligen Messe. In der Kirche Sankt Johannes Nepomuk am Felsen zelebrierte Pater Dr. Martin Leitgöb in der komplett vollen Kirche. An seiner Seite befanden sich noch zwei Priester, einer davon war unser guter Bekannter Mons. Anton M. Otte. Vor dem Gottesdienst betete noch die Ackermann Gemeinde aus Troppau den Rosenkranz, Vorbeter war Hans Dieter Korbel, früherer Präsident der LV. Die ein wenig längere Predigt berührte das Thema der Scheidungen bei den Christen und ich fand sie sehr treffend und zum Nachdenken. Nach dem Gottesdienst eilten wir dem Präsidentschafts-Kandidaten Fürst Karel Schwarzenberg nach, damit wir ein weiteres Bild mit einer Persönlichkeit haben. Es ist gelungen! Ursprünglich wollten wir mit den Kindern zum Schwimmbad in Prag fahren, aber weil das Wetter herrlich war, kam ich mit der Idee einen Schiffausflug zu absolvieren. Die Abstimmung fiel knapp aus, aber die „Meerwölfe“ haben gewonnen. Nun stiegen wir in den Bus hinein und fuhren zum Moldau-Ufer. Die eine Stunde genossen vor allem die Enkelkinder, die zum ersten Mal so etwas erlebten. Das war für sie eine kleine Belohnung für den anspruchsvollen Samstag, an dem sie wirklich brav waren. Bei der Rückreise machten wir noch Stopp in einem Restaurant in Loděnice. Um achtzehn Uhr kamen wir dann nach Hause und ich konnte noch meine Mutti mit meiner Frau besuchen und ihr über ein wieder herrliches und ereignisreiches Wochenende berichten. Danke der LV für die Einladung und meiner Gruppe für die Mitwirkung.