"Bund der Deutschen in Böhmen, e.V.", Sitz: Netschetin / Nečtiny in Tschechien ist ein Verein der deutschen Minderheit in Westböhmen.

Vereinszweck:

  • Erhalt der deutschen Sprache und des „Egerländer Kulturerbes“
  • Schutz der Interessen der deutschen Minderheit
  • Völkerverständigung, insbesonders zwischen GER und CZE

Bildungsseminar in der Walachei…
(Ober Betzwa 27. – 31. 8. 2017)


Der Verband der Deutschen (VdD) des Teschner Schlesiens organisierte dank der finanziellen Unterstützung seitens des BMI und der Stadt Mährisch Ostrau (Ostrava) wieder ein sehr programmreiches Bildungsseminar. Diesmal besuchten die Gäste aus der ganzen Tschechischen Republik die Walachei. Das Städtchen Ober Betzwa (Horní Bečva) war vier Tage die Heimat der verbliebenen Deutschen.

Den Beginn am Sonntagabend machte ein reichhaltiges Abendessen und anschließend die Begrüßung des Seminarleiters Hans Mattis. Nach der Bekanntmachung des Programmes folgte die Vorstellungsrunde der Seminarteilnehmer. Mit einem gemütlichen Abend endete der erste Seminartag. Am zweiten Tag folgte nach dem Frühstück die Erkundung der Umgebung. Mit dem Besuch der örtlichen Talsperre und der St. Johann- und Paul-Kirche waren alle Teilnehmer fürs Mittagessen so richtig hungrig. Den ersten Vortrag nach dem Mittagessen hielt Dipl.-Ing. Hans D. Korbel: Zusammenarbeit mit der Ackermann-Gemeinde (AG). Am Anfang erklärte er den Zuhörern, wie es zu der Gründung der AG in Deutschland im Jahre 1946 kam. Sehr interessant war die Geschichte, als zum achtzigsten Geburtstag vom Kardinal František Tomášek ein vollgeladener Lastwagen mit religiösen Büchern aus Deutschland in die Tschechoslowakei geschickt wurde. Die tschechische Schwesterorganisation der AG heißt Sdružení Ackermann-Gemeinde und wurde im Jahre 1999 gegründet. Sehr viele Christen aus den Reihen der deutschen Minderheit sind auch Mitglieder dieser Organisation. Der aktuelle Vorsitzende ist Daniel Herman, z.Z. Kulturminister Tschechiens. In dem zweiten Vortragsteil erwähnte Korbel das Thema deutsche Soldatengräber in Tschechien. Auch viele deutsche Zivilisten landeten in Massengräbern, die bis heute nicht pietätvoll eingerichtet sind. Den Abschluss des ersten Seminartages machte der Film „Der Rest ist Österreich“.

Beim Radegast

Dienstagmorgen stand im Zeichen eines Ausfluges. Der beliebteste Ausflugsort in den Beskiden, Pustevny begrüßte die Teilnehmer mit einem herrlichen Wetter: Sonnenschein und kein Wind, der sonst sehr oft an dem Gebirgskamm bläst. Gleich nach der Ankunft bildeten sich drei Gruppen: die sogenannte Wandergruppe, die bis zum Radhošť mit der St. Kyrill und Method-Kapelle und Statue rannten; weiter die sogenannten Realisten, die es bis zur Radegast-Statue schafften und zuletzt die Müden, die sofort nach der Ankunft eins von dem berühmten Architekten Dušan Samo Jurkovič entworfenes Restaurant stürmten. Die vierte Gruppe, die aber quer durch die ersten Zwei genannten verlief, könnte als Bierliebhaber bezeichnet werden. Für die war es eine Verpflichtung, die Radegast-Statue zu besuchen. Der heidnische Gott Radegast war der Gott der Sonne, der Fülle und Ertrages. Das Original schuf der akademische Bildhauer Albín Polášek aus Frankstadt unter dem Radhost (Frenštát pod Radhoštěm). Die, die die Strapazen auf sich nahmen wurden durch wunderschöne Aussichten belohnt. Bis Kleine Fatra (Malá Fatra) in der Slowakei war an diesem schönen Tag die Sicht. Gut gelaunt und die Lunge durch die gesunde Luft geputzt ging es wieder zurück zum Mittagessen. Gleich danach folgte der von den Seminarteilnehmern ausgewählte Spielfilm von Ernst Marischka: Mädchenjahre einer Königin mit Romy Schneider. Der Abend gehörte dann der Unterhaltung zum besseren Kennenlernen mit Gustav Schenk aus Freudenthal (Bruntál).  

Ehre den Gefallenen

Nach Wallachisch Meseritsch (Valašské Meziříčí) ging der Ausflug am Mittwochmorgen. Dort wurde der Soldatenfriedhof besucht. Der deutsche Soldatenfriedhof ist Teil eines Kriegsgräberareals. Unterhalb der deutschen Gräber ist ein türkisches Denkmal der hier bestatteten gefallenen Türken aus dem Ersten Weltkrieg. Mehrsprachige Gedenktafeln erinnern hier auch an die Toten anderer Kriege und Nationen. Man findet auch symbolisch einige Grabsteine von dem früher angrenzenden jüdischen Friedhof. Die Vertreter einiger deutschen Vereine aus Tschechien haben Blumen niedergelegt, sich im Besucherbuch eingetragen und mit einem deutschen Gebet endete der Besuch. Der weitere Weg ging nach Rosenau (Rožňov pod Radhoštěm) in eine Kerzenmanufaktur. Freundliche Firmenführung, in der alle Fragen in Sachen Produktion und Verkauf beantwortet waren, führten zum Einkauf der Originalzeugnisse aus Paraffin. Nach dem Mittagessen folgte ein Vortrag vom Richard Šulko, Vorsitzenden des Bundes der Deutschen in Böhmen, e.V. (BdDB): Deutsche Minderheit in Tschechien. In dem Vortrag wurde die Gründung der deutschen Vereine in Westböhmen nach 1989, Gründung der Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien erklärt und die eigene Arbeit des BdDB präsentiert. Nachdem einige tapfere Teilnehmer kurz das nicht beheizten Schwimmbecken ausprobierten, folgte das letzte Abendessen und Unterhaltung mit Gustav Schenk. Am letzten Seminartag haben die Teilnehmer die vier Seminartage ausgewertet und sich beim Projektleiter Hans Mattis von VdD bedankt. Es war eine sehr schöne Zeit in der Walachei!

MR