"Bund der Deutschen in Böhmen, e.V.", Sitz: Netschetin / Nečtiny in Tschechien ist ein Verein der deutschen Minderheit in Westböhmen.

Vereinszweck:

  • Erhalt der deutschen Sprache und des „Egerländer Kulturerbes“
  • Schutz der Interessen der deutschen Minderheit
  • Völkerverständigung, insbesonders zwischen GER und CZE

Konferenz 300 Jahre Maria Stock
Theusing, 2. Dezember 2017


Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Jubiläum des Egerländer Wallfahrtsortes Maria Stock bei Luditz (Skoky u Žlutic) lud der Verein „Unter dem Dach“ zu einer Konferenz nach Theusing (Toužim) ein.

Gastgeber und Vereinsvorsitzender Jiří Schierl begrüßte unter den Gästen den Rektor des Wallfahrtsortes P. Augustin Kováčik,  OPraem.  vom Stift Tepl. Im ersten Vortrag stellte Jiří Schierl die Geschichte des Ortes vor. Die erste Erwähnung des Dorfes kann man im Jahre 1513 finden. Anhand der Geschichte des Dorfes Udritsch (wozu Maria Stock gehörte) präsentierte Schierl auch die Gegenreformation und den Wechsel der Nationalitäten in der Gegend. An der Zahl der Häuser und Bewohner von Maria Stock kann man die tragische Geschichte von Maria Stock erkennen: 1869: 23 Häuser u. 126 Bewohner, 1900: 27 H. u. 144 B, 1950 (nach der Vertreibung der dt. Bevölkerung und Neuansiedlung von meistens Slowaken): 18 H. u. 43 Bewohner: davon sind einige wieder weg in der 2. Hälfte der 50er Jahre, wegen Gründung der Landwirtschaftlichen Einheitsgenossenschaft. Häuser, die nicht bewohnt waren, wurden ausgeplündert. Dabei waren noch zum Kriegsende im Dorf zwei Gasthäuser, das Pfarrhaus, die Schule, ein Geschäft, 22 Bauern, ein Schmied, Zimmermann und eine Feuerwehr vorhanden.  Mit dem Bau des Stausees an der Schnella im Jahre 1969 wurden die Zugangsstraße und die Stromleitung von Luditz aus vernichtet. Durch eine politische Entscheidung wurde der Ort im Jahre 1965 aufgelöst. Im sog. „Schopf-Gasthaus“ Nr. 21 blieb Frau Marie Holešová, die nicht weg wollte und sie konnte bis zu ihrem Lebensende bleiben. Im Jahre 1982 ist sie tragisch im Brunnen ums Leben gekommen. Nach der Wende im Jahre 1989 begann die Zeit der Plünderung. Heute ist die Kirche komplett ausgeplündert, die ursprünglichen Zwiebeltürme wurden von Metallsammlern gestürzt, bei den neuen Türmen (gespendet von der Firma Ensinger) müssen noch die Laternen angebracht werden. Die Wallfahrten hörten aber nie auf. Auch nachdem die Kirche zugemauert wurde, hielt man die Wallfahrtsmessen vor der Kirche, oder auf dem Feld in einem Zelt. Behilflich waren die verbliebenen Egerländer aus Netschetin und die Ackermann-Gemeinde aus Würzburg mit dem Pilsner Bischof Mon. František Radkovský. Seit 2006 kümmert sich der Verein „Unter dem Dach aus Theusing“ um die Wallfahrtskirche, die inzwischen wieder zugänglich ist. Eine große Belebung folgte. Mit dem Projekt „Lebendiges Maria Stock“ kommen auch ganz bekannte Künstler nach Maria Stock, um zu helfen. Neben Jiří Schierl soll auch der Petr Linhart gennant werden.

Würzburger Ackermann-Gemeinde

Nach einer Kaffeepause erzählte Richard Šulko, Vorsitzender vom „Bund der Deutschen in Böhmen, e.V.“ über die Deutsch-tschechischen Wallfahrten seit 1990. Er zeigte auch einen Ausschnitt aus dem Film vom Willy Thomann aus Würzburg, der die erste Wallfahrt der „Ackermann-Gemeinde“ aus Würzburg am 5. Juli 1981 präsentierte, sowie viele Bilder aus den 90ern, an denen der Untergang der Kirchenausstattung zu sehen war, aber auch die Freundschaft zwischen den deutschen und tschechischen Christen. Nach dem Vortrag über die Geschichte der Kapelle und der jetzigen Kirche von Jiří Schierl folgte das Mittagessen. Danach trug Mgr. Martin Váňa über das untergegangene Dorf  Lindles (Mlyňany) vor. Dieses Dorf fiel dem Stausee zum Opfer. Jiří Schierl machte dann weiter mit dem Vortrag über das Gnadenbild von Maria Stock, welches eine Kopie des Passauer Gnadenbildes ist. Gemalt hat es der Theusinger Maler Johann Wolfgang Richter in 8 Tagen für 9 Gulden. Über katholische Wallfahrtsorte berichteten RNDr. Silvie Rita Kučerová, Ph.D. und RNDr. Zdeněk Kučera, Ph.D., die auch das 3D-Modell vom Dorf Maria Stock vorstellten. Lenka Schierlová Luňáčková hat gemeinsam mit ihrem Mann Jiří Schierl historische Bilder von Maria Stock gezeigt. Ein großes Modell, 1 x 2 Meter brachte nach Theusing Ing. Arch. Antonin Hůla mit, der in seiner Diplomarbeit die komplette Erneuerung des Dorfes bearbeitete. Dipl.- Ing. Petr Linhart stellte das Projekt „Lebendiges Maria Stock“ vor.  Der Sonntag gehörte dem Ausflug nach Maria Stock, Tepl und Luditz, wo das Grab des Gründers vom Wallfahrtsort, P. Johann Rick, OPraem. ist.

M.R.

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